Zentralamerika für wenig Geld: Was kostet 1 Monat Nicaragua?

„Wer günstig reisen will, muss nach Asien“ lautet ein ungeschriebenes Gesetz der Low-Budget-Traveler. Aber asiatische Länder sind nicht die einzigen, in denen die Reisekasse geschont wird.

Gastbeitrag von Stefan Heinrich @travelonboards

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Meerblick in Nicaragua - Foto: Stefan

Mittelamerika als günstiges Reiseziel

Mittelamerika ist eine Alternative für sparsame Reisende. Mexiko, Panama und Costa Rica sind zwar schon sehr teuer geworden, aber in so ziemlich jedem anderen Land in der Mitte Amerikas kommen Sparfüchse auf ihre Kosten.

Ein Land lohnt sich ganz besonders: Nicaragua

Nicaragua bietet unter anderem:

  • wunderschöne Natur
  • bemerkenswert warmherzige Menschen
  • ein angenehmes Preisniveau

Wenn Du gerne Bus fährst, keine Probleme mit Mehrbettzimmern hast und auch sonst unterwegs nicht allzu viel Luxus benötigst, dann wirst Du in „Nica“ dein Glück finden.

Chicken Bus in Zentralamerika

Mittelamerika vs. Asien

Im Vergleich mit z.B. Indonesien musst du etwas tiefer in die Tasche greifen. Während Reisende in Indo für 1,50 Euro ein üppiges Mittagsmahl bekommen, musst Du in Nicaragua mit 2,50 bis 4 Euro rechnen. Grundsätzlich gilt: Lokal isst billiger! Sobald etwas Westliches auf den Tisch kommt, wird der Geldbeutel zusätzlich erleichtert.

Bei den Übernachtungen verhält es sich ähnlich! In Indonesien ist es durchaus noch möglich, den Kopf für einen Euro die Nacht auf einer Reismatte zu parken. In Nicaragua dagegen habe ich kein Bett im Schlafsaal für weniger als 10 USD (9 EUR) bekommen. Einzel-, bzw. Doppelzimmer gibt es ab 20 bis 25 USD.

Das Preisniveau ist im Verhältnis zu deutschen Lebenshaltungskosten noch immer sehr günstig. Die Kosten sind aber trotzdem höher als viele Reisende das erwarten. Woran liegt das?

Wirtschaft im Aufwind

„Günstiges Reisen“ findet ja meistens in Ländern mit einer schwierigen wirtschaftlichen Lage und einem wackeligen politischen System statt. So ist das leider auch in Nicaragua. Nach Haiti ist es das zweitärmste Land Zentralamerikas. 45 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.

Aber es gibt auch durchaus Positives zu berichten: Die Wirtschaft Nicaraguas weist ein kräftiges Wachstum auf, seit 2005 gab es eine stattliche Reduzierung der Armut in der Bevölkerung. Auch Handel und Export nehmen weiter zu.

Deshalb ist Nicaragua nicht mehr so günstig, wie es einmal war. Du kannst hier aber immer noch relativ preiswert unterwegs sein.

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Strassenhändlerin in Nicaragua - Foto: Stefan

Sicherheit in Nicaragua

Pass bloß auf Dich und dein Geld auf

So oder so ähnlich lautete ein häufiger Rat, der mir auf die Reise nach Nicaragua mitgegeben wurde.

Das Land hat noch immer keinen guten Ruf:

  • Verbrechen
  • Korruption
  • Erdbeben

Die Zeit, als das Land im Bürgerkrieg versank gibt Nicaragua bis heute das Image einer gefährlichen Reise-Destination. Damals war Gewalt dort an der Tagesordnung, auch dank der „geheimen“ amerikanischen Einmischung.

Diese Einschätzung trifft heute nicht mehr zu. Wenn Du mit normalem „Reise-Verstand“ unterwegs bist, brauchst Du das Land nicht mehr zu fürchten als die Hamburger Reeperbahn an einem Samstagabend.

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Wasserfall, Isla Ometepe - Foto: Stefan

Reisekosten für 1 Monat Nicaragua

Als Anhaltspunkt für Deine Nicaragua Reise, sind hier meine Ausgaben für 1 Monat Nicaragua. Ich war im November für 30 Tage alleine unterwegs.

Ich habe entweder in einem Dorm geschlafen oder mir mit einem Reise-Kollegen ein Doppelzimmer geteilt. 3 Mal habe ich mir ein Einzelzimmer gegönnt und 3 Nächte nahm ich mit einer Hängematte im Freien vorlieb.

Unterwegs war ich in erster Linie mit dem Taxi oder dem Bus. Mein Gepäck bestand aus einem Surfboard-Bag und einem kleinen Rucksack.

Die Währung in Nicaragua ist der Cordoba. (Wechselkurs Nov.´14: 1 Euro – 32,19 Cordoba). Es kann auch überall mit US-Dollar bezahlt werden, allerdings ist der Wechselkurs dann schlechter.

Verkehrsmittel

Bei der Wahl der Verkehrsmittel kommt es darauf an, was Du planst. Wenn Du viel sehen möchtest oder zum Wellenreiten hier bist, dann überleg Dir ob ein Mietwagen Sinn macht. Bei lokalen Autovermietern sind die ziemlich billig. Ein Mietauto bietet sich vor allem für den Norden Nicaraguas an.

Die Alternative ist ein Taxi, die hier ganz selbstverständlich auch größere Distanzen anbieten. Oder eben der legändere Chicken-Bus, damit kommst Du wirklich überall hin.

Transport Ausgaben: 146 Euro/4.700 Cordoba

Unterkunft

Bei der Übernachtung schlägt der Solo-Trip besonders auf den Geldbeutel. Ich habe entweder in einem Dorm geschlafen (10 – 15 USD), oder habe mir ein Doppelzimmer mit einem Mitreisenden geteilt (50 – 70 USD). 3 Mal habe ich außerdem in einer Hängematte unter einer Palme übernachtet (0-5 USD).

Wenn ich ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gefunden habe oder einfach keine Lust mehr auf das Geschnarche hatte, dann habe ich mir ein Einzelzimmer gegönnt (25 – 40 USD). Frühstück ist nicht inbegriffen, dafür gibt es oft eine gemeinsame Küche.

Übernachtung Ausgaben: 297 Euro/9.560 Cordoba

Essen

Frühstück in Nicaragua besteht aus Gallo Pinto, Reis mit Bohnen, für 1 bis 2 USD. Frühstück für Europäer, also Eier, Toast, Müsli, Säfte, Käse, etc. kostet 2 bis 5 USD. Mittag- oder Abendessen gibt es ab 3 USD.

Unterkünfte wie das Magnific Rock in Popoyo oder das Maderas Eco-Hotel in Playa Maderas sind so abgelegen, dass sie ihr eigenes Restaurant haben. Als Gast musst Du dort essen! Das Essen ist auch in Ordnung, kostet aber natürlich mehr. Ein Bier kostet rund 1 USD!

Mein Tipp: Die Straßenstände haben mit das beste Essen und die lokalen Restaurants eignen sich für den großen Hunger. Sie funktionieren wie ein Buffet, man zahlt was man isst.

Geheimtipp: Fish-Tacos bei Mamma Linn in Playa Gigante – que rico, verdad!

Essen Ausgaben: 320 Euro/10.301 Cordoba

Sonstiges

Neue Zahnbürste, mal einen Kaffee, Sonnencreme, etc.

Sonstige Ausgaben: ca. 50 Euro/1.609 Cordoba

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Mama Linn tischt am Playa Gigante auf - Foto: Stefan

Fazit Reisekosten Nicaragua

Alles zusammen gerechnet betragen meine Ausgaben:

813 Euro/26.171 Cordoba

Das ergibt für Nicaragua durchschnittliche Reisekosten pro Tag von: 27,10 Euro

Ich habe versucht sparsam zu leben, habe aber nicht krampfhaft versucht zu sparen. Die Ausgaben ergeben sich natürlich aus dem individuellen Reisestil, wahrscheinlich lässt sich der oben genannte Betrag noch drücken – aber wo bleibt dann der Spaß?

Ich persönlich habe mit einen Monat lang wirklich sehr wohl gefühlt in Nicaragua. Vom absoluten Mini-Budget bis zur prall gefüllten Geldbörse ist sowohl was Unterkunft, als auch das Essen angeht, für jeden etwas dabei.

Mit ein paar Brocken Spanisch und einem Lächeln im Gesicht, bist Du immerhin in der Preisklasse zwischen Local und Gringo! Außerdem: Wer sich über die paar Cent mehr aufregt, der bleibt am besten Zuhause und kauft bei einem Discounter ein!

Playa_Maderas
Playa Maderas - Foto: Stefan

Reisetipps für Nicaragua

Wohin in Nicaragua?

1. Masaya

Um einen Flug zu erwischen ist Masaya eine gute Alternative zur Großstadt Managua. Die Stadt liegt ungefähr eine halbe Stunde von der Hauptstadt entfernt und ist auf halben Weg nach Granada, wo wahrscheinlich jeder Nica-Reisende hin möchte! Es gibt einen schönen Mercado Artesanias, wo Du Dich bestens mit Souvenirs und Geschenken eindecken kann. Immer Donnerstags gibt es Live-Musik!

2. Granada

Granada is a must! Wird zumindest jeder Touri in Nicaragua erzählen. Und ja, es ist sehr, sehr schön. Für meinen Geschmack aber ist es etwas zu touristisch, und jede beliebige spanische Altstadt bietet den gleichen Charme.

3. Isla de Ometepe

Die Isla de Ometepe Mein persönliches must see. Die Insel liegt mitten im Lago Nicaragua und ist eine ganz eigene Welt. Die Natur hier ist wunderschön, das Tierreich manigfaltig und die Menschen ganz besonders.

Am besten Du mietest ein Motorrad (25 USD/Tag) und cruist damit über die Insel. Von Ost nach West sind es ca. 2 Stunden. Die Straßen werden nach Osten immer schlechter! Von der Vulkanbesteigung über einen Wasserfall bis hin zum Baden in kristallklarem Wasser (Ojo de Agua) ist alles dabei.

Wohnen am besten im Zopilote (basic Hippi-Kommune) oder aber in der Hacienda Merida: Wunderschön am Wasser gelegen, sehr gemütliche Zimmer und fantastisches Essen (Tipp: Frühstücksbuffet „All-You-Can-Eat“ für 6 USD).

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Mercado in San Juan del Sur - Foto: Stefan

4. Leon

Leon ist die Studentenstadt Nicaraguas, dementsprechend gibt es hier alles vom gemütlichen Cafe bis hin zu Disco. Politisch aktive Menschen, Künstler und Ex-Revolutionäre machen die Stadt zu einem vibrierenden Ort. Es gibt ein Sprichwort: Die Menschen lieben Granada, aber ihr Herz verlieren sie an Leon.

5. San Juan del Sur

San Juan ist die Touri-Partyhauptstadt Nicaraguas. Wenn Du Lust auf Feiern in Begleitung von 20-jährigen Amerikanern hast, bist Du hier richtig.

Ich empfehle den kleinen Mercado. Es gibt hier jede Menge Früchte und Gemüse zu kaufen, in den kleinen Essensbuden unbedingt den Fish-Taco probieren (zweite Bude von links!). Ansonsten ist meine Empfehlung: Am besten in Playa Maderas wohnen und höchstens mal einen Tagesausflug nach SJdS wagen (täglich 5Shuttle, 6 USD Round-Trip).

stefanStefan Heinrich hat seinen Heimathafen in Hamburg – auch als „Tor zur Welt“ bekannt. Diese Öffnung nutzt er so oft es geht und verschwindet irgendwohin auf unserem Planeten. Gerne an eine Küste mit schönen Wellen, ordentlich Wind oder in die Berge. Schau auf Stefans Blog travelonboards.de vorbei für z.B. Infos zum Surfen in Nicaragua oder eine Liste von 10 Dingen, die Amis brauchen.

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Teurer als ich gedacht hätte, wenn ich ehrlich bin! Von was leben die Leute dort denn, wenn man über 800 € im Monat braucht, um zu leben?

    Ich meine es gibt ja sogar in Deutschland Leute, die von 800 € im Monat leben. Aber das verdient man in Nicaragua sicher nicht so leicht, oder?

    1. Du hast Recht, 800€ sind viel Geld in Nicaragua.

      Kann man auch für 600€ pro Monat durch Nica reisen oder für €400? Auf jeden Fall! Es kommt auf Deinen Reisestil an.

      Mit Locals zu vergleichen bringt uns aber nicht viel weiter. Aus meiner Erfahrung gibt man als Tourist mindestens 4 mal so viel aus wie ein Local, selbst wenn man sehr günstig als Backpacker unterwegs ist.

      Das fängt damit an, dass ein Local nicht jeden Monat einmal durch das ganze Land reist und auch nicht für ein Hostelzimmer zahlen muss sondern eine Wohnung mit seiner Familie teilt. Das geht damit weiter, dass wir uns auf Reisen immer mal wieder was gönnen, egal ob Tauchkurs oder Pizza/Burger…

  2. Hallo Stefan,

    guter Artikel, aber ein paar Anmerkungen weil ich auch da war kürzlich.

    Dorms für 6€ sind durchaus zu bekommen. Mehr als 8 habe ich nie gezahlt außer in SJDS.
    Gute 3-Gang Mittagsmenüs gibt es auch für 2€. Gleiches am Abend, wenn man Lust auf dasselbe hat.

    Mexiko kann übrigens immer noch mit Nicaragua mithalten kostentechnisch, auch wenn es sehr viel wohlhabender ist. Kommt natürlich sehr auf die Region an, Aber gerade im oestlichen Hochland (Guerrero , Michoacan, Nayarit, Colima, Sinaloa) ist es immer noch sehr günstig – mit Preisen wie hier für Nicaragua an. Gilt als gefährlich, ist aber für Touris generell kein Thema, damit entsprechend einsam, aber wunderschön :)

    1. Hi Christoph, danke für Dein Feedback.

      Du meinst westliches Hochland, also Zentralmexiko, oder?

      Ich kann zu Nicaragua noch nix aus eigener Erfahrung sagen, aber dass Zentralmexiko bezahlbar sein kann, habe ich auch schon gemerkt. Zacatecas, Guadalajara, San Luis Potosi und Morelia waren für mich recht günstig und alle 4 wunderschön.

      Meine Freundin wollte erst nicht nach Morelia wegen der Sicherheitswarnungen, aber wir haben es nicht bereut, spätestens nach einem Besuch des Restaurants „Super Pozole“ ;)

      Touristischere Orte, wie Qeretaro, Guanajato, San Miguel Allende usw. sind dann aber wieder so teuer wie DF, Nordmexiko und Yucatan.

  3. Hi Nils,

    freut mich, dass ich Dir einige Tipps liefern konnte! Nach Nicaragua solltest du unbedingt, es lohnt sich wirklich! Falls es dich dorthin verschlägt lass es mich wissen, gerne versorge ich Dich mit mehr Anregungen etc.

    Gruß, Stefan

  4. Hi Stefan,
    cooler Artikel. Liefert eine echt gute Übersicht um das Budget zu planen und hat auch sonst ein paar tolle Hinweise parat. Vielleicht sollte ich Nicaragua auch mal in meine Reispläne einbeziehen.
    Cheers Nils

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