Marcel der Rad-Reisende im Langzeitreise Interview

Reisen ist Dein Lifestyle oder Du träumst davon Reisen zu Deiner Priorität zu machen? Willkommen im Langzeitreise Interview! Heute erzählt Marcel, wie er Reisen und besonders Radreisen zu seinem Leben gemacht hat.

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Foto: Marcel

Marcel ist in den letzten Jahren mit seinem Fahrrad „Lucy“ die Seidenstrasse entlang gefahren und hat Indien und Südostasien durchquert. Zwischen seinen Reisen arbeitet Marcel daheim in Deutschland oder gerade eben mit Work and Travel in Australien.

Interview mit Marcel dem Radreisenden

1) Lifestyle Reisende leben und arbeiten um reisen zu können, oft viele Jahre lang. Wie lange bist Du schon Lifestyle Reisender und wie hat es bei Dir angefangen?

Angefangen hat es damit, dass ich nach 4 Jahren Abendschule neben einem 40 Stunden Job, die Nase gestrichen voll hatte und so nicht weiter machen wollte. Das war 2011 und da habe ich mich das erste Mal länger auf das Fahrrad gesetzt um durch die Welt zu strampeln.

2) Welche Reisen hast Du in den letzten Jahren unternommen?

2011 bin ich in Indien gestartet. Von Indien ging es weiter nach Malaysia, um über den Banana Pancake Trail durch Südostasien nach China und in die Mongolei zu gelangen. Leider bekam ich da kein Visa für Russland und musste nach Hause fliegen.

3) Wo bist Du gerade?
Nun bin ich gerade in Australien. Ich habe versucht ohne ein Flugzeug zu besteigen dahin zu kommen und habe erneut versagt.

Ich bin der Seidenstraße durch Zentralasien über Land bis China gefolgt. Von da ging es mit einer Fähre nach Japan, wo ich noch einen Monat verbracht habe, bevor ich nach Australien geflogen bin.

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Marcel in Südostasien

4) Warum versuchst Du immer mit dem Schiff und über Land zu fahren? Hast Du Flugangst?

Angst würde ich es nicht nennen, aber Respekt habe ich schon vor dem Fliegen. Noch dazu ist es das langweiligste Fortbewegungsmittel, das ich kenne. Es ist dafür gedacht schnell von A nach B zu kommen und ich will langsam reisen. Ich habe auch noch nicht eine gute Begegnung im Flugzeug gemacht.

Wenn ich mir dann vorstelle über welche netten Menschen ich gerade hinweg rausche, fange ich an nach Fallschirm und Notausstieg zu suchen.

Das Schifffahren hat noch so eine romantische, nostalgische Attitüde. Das weite Meer und das große Nichts darum herum, haben mich in ihren Bann gezogen und ich wäre gerne Mal mitten drin.

5) Du reist gerne mit dem Fahrrad, aber hast auch schon gesagt „um das Fahrrad geht es nicht“. Warum dann das Fahrrad?

Es ist langsamer und bringt mich näher an die Leute. Beim Bus/Zug hat man immer die Scheibe als Filter, zwischen sich und den Menschen des Landes. Außerdem ist man einfach zu schnell durch eine Landschaft gebraust, die man dadurch nicht richtig in sich aufnehmen kann.

Ich brauche die Meditation zwischen den Highlights. Wenn ich mit dem Bus reise, bin ich oft voller Eindrücke, die ich nicht so schnell verarbeiten kann. Auf dem Fahrrad habe ich die Zeit dafür.

Immer wenn ich vor einem Gebirge stehe, seien es die Alpen, der Pamir oder der Himalaja, geht es auch um’s Fahrrad fahren an sich und die Herausforderung es aus eigener Kraft zu schaffen darüber zu kriechen. Zu guter Letzt ist man auch noch unabhängiger.

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Foto: Marcel

6) Worum geht es Dir beim Reisen?

  • Um die Begegnung mit anderen Leuten und anderen Kulturen.
  • Zeit für mich zu haben und meinen Interessen nach zu gehen.
  • Um das Ausbrechen aus dem Alltag ins Ungewisse.
  • Nervenkitzel, Adrenalin und die Suche nach dem Etwas, das ich noch nicht näher definieren kann.
  • Erfahrungen zu sammeln, die mich formen und die mir keiner nehmen kann.

7) Welches Reiseziel oder Reise-Erlebnis hat Dich am meisten beeindruckt?

Das ist eine schwierige Frage. Indien hat mich von allen Ländern am meisten überfordert. Leistungs-technisch auf einen Pass von 5400 Höhenmetern geradelt zu sein, war ein großartiges Gefühl.

Die unglaubliche Gastfreundschaft im Iran hat mich sehr beeindruckt. Zum Anderen finde ich es immer wieder schön zu sehen, wie man sich mit Zeichensprache verständigen kann.

8) „Reisen ist teuer“ heisst es. Stimmt das?

Reisen ist teuer und zu Hause sitzen ebenso! Es geht halt um das liebe Geld. Es gibt viele Länder, in denen das Reisen billig sein kann und es gibt andere, in denen auch Billigheimer tief in die Tasche greifen müssen.

Für mich passt das Preis–Leistungs-Verhältnis besser wenn ich auf der Straße lebe, als an einem Ort mit einer 5 Tage-Arbeitswoche. Das ist es, was für mich zählt. Die Erfahrungen on the road kann mir keiner nehmen, aber das Geld schon.

Ich denke mit einem gesunden Konsumverhalten, kann man überall günstig leben. Niemand muss 60 Stunden arbeiten, nur um über die Runden zu kommen.

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Tiger Leaping Gorge - Foto: Marcel

9) Wie finanzierst Du Deine Reisen?

Sparen! Ich habe lange bei meinen Eltern gewohnt und konnte so Einiges bei Seite legen. Mein Leben ist auch nicht so teuer, weil ich das ganze Zeug nicht brauche. Ab und zu ein Rausch genügt mir.

Mit einem 40 Stunden Job bleibt da genug hängen ,um etwas zurück zu legen. Zur Zeit versuche ich mir mit kleinen Jobs in Australien etwas zu verdienen, will es aber nicht übertreiben.

10) Wem würdest Du Deine Art zu Reisen empfehlen? Für wen ist sie nicht geeignet?

Für Leute, die ihr Heil in materiellen Dingen suchen ist sie nicht geeignet, weil man doch auf das ein oder andere verzichten muss.

Anders Menschen, die auf der Suche nach sozialen Kontakten, Alternativen zum von der Gesellschaft vorgegebenen Lebensweg und/oder mehr Freiheit sind. Denen kann ich es ohne schlechten Gewissens ans Herz legen, Auszusteigen und sich auf die Suche zu begeben.

11) Was sind Deine Reisepläne für die Zukunft?

Im Anschluss an Australien reise ich durch Neuseeland. Das bietet sich an, wenn ich schon mal in der letzten Ecke der Welt bin. Danach ist alles offen – Indonesien reizt mich sehr.

Nach dem letzten Abenteuer vom Alpenzorro durch die Anden, steht bei mir auch Südamerika hoch im Kurs.

Afrika ist mir durch ein anderes Reiseblog in den Blickwinkel gerutscht, obwohl ich davor noch etwas Schiss habe.

Es wird nicht langweilig. Die Welt ist verdammt groß, im Vergleich zu einem 26“ Reifen.

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Foto: Marcel

profilbild_200Marcel und ich haben uns 2011 zufällig in Kolkata, Indien getroffen und sind zusammen durch Südostasien gereist.

Begleite Marcel auf seinen Reisen, in seinem Blog Jimy across the World. Er hat gerade den einjährigen Geburtstag seiner zweiten Langzeitreise gefeiert und da kommt noch mehr.

Du willst auch Lifestyle Reisender werden? Ein guter Einstieg ist das Buch Vagabonding von Ralf Pott.

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. kleine Welt…
    habe Marcel nun 3x in Australien getroffen: auf dem Weg nach Darwin/NT, dann Kununurra/WA, und dann noch in Melbourne, bevor ich mit der Fähre nach Tasmanien gefahren bin :-)

    1. Haha, super, so geht’s. Cooler Typ, oder?

      War aber nicht nur Zufall, oder?

  2. Mit dem Rad reisen, das ist eine tollle Idee. :)

    Grüße aus Matrei am Brenner

  3. Das war inspirierend, danke für den Beitrag! Vor allem der Kommentar, dass die Scheibe ein Filter ist, fand ich gut.

    LG
    Tobias

  4. Super Idee mit den Interviews. Lese ich gerne. Das Interview mit Marcel hat bei mir vor allem die Lust aufs Fahrrad geweckt. Solch große Touren werde ich zwar nicht machen, aber ein paar Stunden in der Gegend rumfahren muss ich wieder machen.
    Schöne Grüße,
    Marc

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