(Paul Graham – 2008)
Sei Gut
April 2008
(Dieser Artikel hat seinen Ursprung in einem Vortrag bei der Startup School 2008.)
Etwa einen Monat nach dem Start von Y Combinator ist uns der Leitsatz gekommen, der unser Motto wurde: Mache etwas, das die Leute wollen. Wir haben viel gelernt seitdem, aber wenn ich heute erneut die Wahl des Mottos hätte, würde ich mich wieder dafür entscheiden.
Noch etwas was wir Gründern erzählen, ist sich nicht zu viele Gedanken um das Geschäftsmodell zu machen, zumindest anfangs nicht. Keineswegs weil es unwichtig ist Geld zu verdienen, sondern weil es so viel einfacher ist als etwas Großartiges zu schaffen.
Vor einigen Wochen begriff ich, dass diese beiden Ideen zusammen etwas Überraschendes ergeben. Mache etwas, das die Leute wollen. Sorge dich nicht zu sehr ums Geld verdienen. Was folgt ist die Beschreibung eines Wohltätigkeitsvereins.
Bei einem unerwarteten Ergebnis wie diesem handelt es sich entweder um einen Fehler oder um eine neue Entdeckung. Entweder sollen Betriebe keine Wohltätigkeitsvereine sein und wir haben durch einen Widerspruchsbeweis gezeigt, dass eine unserer beiden Ausgangsannahmen falsch ist. Oder wir haben ein neues Konzept.
Ich vermute, dass es sich um Letzteres handelt. Sobald mir dieser Gedanke gekommen war, ging mir nämlich bei einem ganzen Haufen anderer Dinge ein Licht auf.
Beispiele
Zum Beispiel Craigslist. Es handelt sich um keinen Wohltätigkeitsverein aber es wird wie einer betrieben. Und das ist erstaunlich erfolgreich. Wenn man die Liste der beliebtesten Webseiten überfliegt dann schaut die Anzahl der Mitarbeiter bei Craigslist wie ein Tippfehler aus. Ihre Einnahmen sind zwar nicht so hoch wie sie sein könnten aber die meisten Startups würden gerne mit ihnen tauschen.
In Patrick O’Brians Romanen, versuchen seine Kapitäne immer windwärts zumn Gegner zu kommen. Wenn man gegen den Wind liegt kann man frei entscheiden ob und wann man das andere Schiff angreift. Craigslist ist gewissermaßen windwärts von enormen Einkünften. Sie müssten sich einigen Herausforderungen stellen, wenn sie mehr Geld machen wollten aber nicht von der Art, wie wenn man gegen den Wind aufkreuzt. Und dies beim Versuch ein mieses Produkt unachtsamen Nutzern aufzudrängen indem man zehn mal soviel Geld in den Vertrieb wie in die Entwicklung steckt. [1]
Ich sage nicht, dass Startups darauf hinaus sein sollten wie Craigslist zu sein. Craigslist ist ein Ergebnis ungewöhnlicher Umstände. Aber es ist ein gutes Vorbild für die Startphase.
Google hatte am Anfang große Ähnlichkeit mit einem Wohltätigkeitsverein. Sie hatten mehr als ein Jahr lang keine Werbung. Zum ersten Geburtstag war Google nicht von einer gemeinnützigen Organisation zu unterscheiden. Angenommen eine gemeinnützige Organisation oder eine Regierungseinrichtung hätte einen Versuch unternommen ein Verzeichnis für das Web aufzubauen. Google nach einem Jahr ist die Obergrenze dessen, was sie zu Stande gebracht hätten.
Damals, als ich an Spam Filtern gearbeitet habe dachte ich mir, dass ein Web basierter Emaildienst mit solidem Spamfilter eine gute Idee wäre. Ich dachte dabei nicht an ein Unternehmen. Ich wollte nur Leute vor Spam bewahren. Aber als ich mehr über das Projekt nachdachte sah ich ein, dass es wahrscheinlich ein Unternehmen sein müsste. Der Unterhalt würde Kosten verursachen und die Finanzierung mit Zuwendungen und Spenden wäre sehr mühsam.
Das war eine überraschende Einsicht. Unternehmen behaupten oft wohltätig zu sein, aber die Erkenntnis, dass es vollkommen wohltätige Projekte gibt, die nur in Form eines Unternehmens funktionieren kam unerwartet.
Ich wollte nicht noch ein Unternehmen gründen, also hab ich die Idee nicht umgesetzt. Wenn es jemand getan hätte, dann wäre er vermutlich mittlerweile steinreich. Es gab ein Zeitfenster von ungefähr zwei Jahren, als der Spam schnell zunahm und alle großen Emaildienste erbärmliche Filter hatten. Wenn jemand einen neuen, spamfreien Emaildienst gegründet hätte wären Nutzer in Scharen herbeigeströmt.
Das Schema ist bemerkenswert Aus beiden Richtungen kommen wir zum gleichen Punkt. Wenn man bei erfolgreichen Startups beginnt erkennt man, dass sie sich oft wie gemeinnützige Organisationen verhalten. Und wenn man bei Ideen für gemeinnützige Organisationen beginnt erkennt man, dass sie sich oft für ein vielversprechendes Startup eignen würden.
Macht
Wie geräumig ist dieses Feld? Würden alle erfolgreichen wohltätigen Organisationen auch erfolgreiche Unternehmen sein? Wahrscheinlich nicht. Was Google so wertvoll macht ist dass die Anwender Geld haben. Wenn man Menschen mit Geld dazu bringt einen zu mögen, dann kann man sich möglicherweise etwas von dem Geld unter den Nagel reißen. Aber könnte man ebenso ein erfolgreiches Startup darauf ausrichten sich gegenüber mittellosen Leuten wie eine gemeinnützige Organisation zu verhalten? Könnte man zum Beispiel ein erfolgreiches Startup gründen indem man eine zweitklassige aber tödliche Seuche wie Malaria heilt?
Ich bin mir nicht sicher, vermute aber, dass eine Umsetzung dieser Idee überraschend weit kommen würde. Bewerber für Y Combinator zum Beispiel haben im Allgemeinen nicht viel Geld. Wir können trotzdem von einer Förderung profitieren, weil sie mit unserer Hilfe Geld verdienen könnten. Vielleicht ist die Situation mit Malaria ähnlich. Vielleicht könnte eine Organisation, die einem Land diese Last abnimmt von dem resultierenden Wachstum profitieren.
Ich schlage dies nicht als ernsthaftes Konzept vor. Ich weiß gar nichts über Malaria. Aber ich habe lang genug in Vorhaben herumgestochert um zu wissen, wenn ich über etwas Beeindruckendes stolpere.
Eine Möglichkeit zu schätzen, inwieweit ein Konzept durchführbar ist, ist sich zu fragen an welchem Punkt man dagegen wetten würde. Der Gedanke daran gegen Wohltätigkeit zu wetten ist auf gleiche Weise beunruhigend wie zu sagen etwas sei technisch unmöglich. Man fordert nur dazu auf sich zum Affen zu machen weil dies so mächtige Gewalten sind. [2]
Zum Beispiel dachte ich zunächst, dass dieses Prinzip vielleicht nur auf Internet Startups anwendbar ist. Offensichtlich funktionierte es für Google. Aber was ist mit Microsoft? Microsoft ist doch sicherlich nicht wohltätig? Wenn ich freilich zu ihren Ursprüngen zurückdenke, dann waren sie es. Verglichen mit IBM waren sie wie Robin Hood. Als IBM den PC einführte geschah dies mit der Absicht Hardware zu hohen Preisen zu verkaufen. Aber indem Microsoft Kontrolle über den PC Standard bekam öffneten sie den Markt für alle Hersteller. Die Hardware Preise fielen rapide und viele Menschen bekamen Computer, die sie sich sonst nicht hätten leisten können. Das ist die Art von Vorgehen, wie man es von Google erwarten würde.
Microsoft ist heutzutage nicht so wohltätig. Wenn man heute daran denkt, was Microsoft mit Anwendern macht, kommen einem nur Verben die auf F anfangen in den Sinn. [3] Und dennoch, es scheint sich nicht auszuzahlen. Die Aktienkurse verlaufen seit Jahren flach. Damals, als sie Robin Hood waren stiegen die Kurse wie die von Google. Könnte es da einen Zusammenhang geben?
Es lässt sich erahnen, wie das sein könnte. Wenn man klein ist kann man Kunden nicht herumkommandieren sondern muss sie umgarnen. Wenn man hingegen groß ist kann man sie nach Belieben schlecht behandeln. Und man neigt dazu genau dies zu tun, weil es einfacher ist als sie zufriedenzustellen. Man wird groß indem man nett ist aber man kann groß bleiben indem man niederträchtig ist.
Man kommt damit solange ungestraft davon bis sich die zugrundeliegenden Bedingungen ändern und alle Leidtragenden entfliehen. „Sei nicht böse.“ mag das Wertvollste sein, was Paul Buchheit für Google erreicht hat, weil es sich als das Elixir der ewigen Jugend für Unternehmen herausstellen könnte. Ich bin mir sicher, dass Google das Prinzip einschränkend findet. Aber wie nützlich wäre es doch, wenn es sie vor dem Rutsch in die tödliche Bequemlichkeit bewahrt, die Microsoft und IBM erfasst hat.
Das Eigentümliche daran ist, dass das Elixir frei verfügbar für jedes andere Unternehmen ist. Jeder kann sich „Sei nicht böse.“ zu eigen machen. Der Haken an der Sache ist, dass die Menschen einen daran auch festnageln. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Plattenfirmen oder die Tabakindustrie diese Entdeckung nutzen werden.
Moral
Es gibt viele externe Anzeichen, dass Wohltätigkeit funktioniert. Aber wie funktioniert sie? Ein Vorteil, wenn man in viele Startups investiert ist die umfangreiche Ausbeute an Daten, wie diese Startups funktionieren. Meine Erfahrung zeigt, dass Startups, die versuchen gut zu sein in drei Bereichen zu profitieren scheinen: es erhöht ihre Moral, es bringt andere Menschen dazu ihnen zu helfen und am Wichtigsten, es hilft ihnen entschlossen zu sein.
Moral ist ungeheuer wichtig für ein Startup – so wichtig, das Moral alleine fast ausreicht um über den Erfolg zu bestimmen. Startups werden oft als emotionale Achterbahnen beschrieben. Im einen Moment ist man kurz davor die Weltherrschaft zu übernehmen und im nächsten Moment schon ist man dem Untergang geweiht. Das Problem mit dem Gefühl dem Untergang geweiht zu sein ist nicht nur, dass es unglücklich macht. Es bewirkt außerdem, dass man aufhört zu Arbeiten. Die Abfahrten der Achterbahn sind also eine mächtigere selbsterfüllende Prophezeihung als die Anstiege. Wenn man glaubt erfolgreich zu sein, dann arbeitet man härter und dies erhöht wiederum die Chancen auf Erfolg. Aber wenn die Erwartung des Scheiterns ein Niederlegen der Arbeit auslöst, dann ist das Scheitern nahezu garantiert.
Hier nun kommt die Wohltätigkeit ins Spiel. Wenn man denkt, dass man wirklich Menschen hilft, dann führt man die Arbeit fort, selbst wenn das Startup dem Untergang geweiht scheint. Die Meisten von uns haben einen Grundstock von natürlicher Wohltätigkeit. Die einfache Tatsache, dass man von jemandem gebraucht wird verleitet dazu dieser Person zu helfen. Wenn man also die Art von Startup gründet bei dem Nutzer jeden Tag wiederkehren, dann hat man sich im Grunde ein riesiges Tamagotchi gebaut. Man hat sich etwas geschaffen um das man sich kümmern muss.
Blogger ist ein bekanntes Beispiel für ein Startup, dass durch wirklich tiefe Tiefen ging und es geschafft hat. An einem Punkt ist ihnen das Geld ausgegangen und alle machten sich davon. Evan Williams kam am folgenden Tag zur Arbeit und es war sonst niemand da. Was trieb ihn dazu weiterzumachen? Zum Teil, dass die Benutzer ihn brauchten. Er beherbergte die Blogs von Tausenden von Leuten. Er konnte die Seite nicht einfach sterben lassen.
Schnell in Gang zu kommen bringt viele Vorteile mit sich, aber der größte mag sein, dass der Tamagotchi Effekt einsetzt sobald man Nutzer hat. Sobald man sich um Nutzer kümmern muss ist man gezwungen herauszufinden, was sie glücklich macht und das ist wahrlich eine sehr nützliche Kenntnis.
Das erworbene Selbstvertrauen vom Leute helfen kann auch mit Investoren helfen. Einer der Gründer von Chatterous hat mir kürzlich erzählt, dass er und sein Mitgründer entschieden haben, dass die Welt ihren Dienst braucht. Also wollten sie um keinen Preis damit aufhören daran zu arbeiten, selbst wenn sie zurück nach Kanada in die Keller ihrer Eltern hätten ziehen müssen.
Als ihnen das erst einmal bewusst war haben sie viel weniger darum gegeben was Investoren über sie denken mögen. Sie haben sich immer noch mit ihnen getroffen, aber sie wären nicht mehr gestorben, wenn sie nicht ihr benötigtes Geld bekommen hätten. Und ob man es glaubt oder nicht. Die Investoren haben sich sehr viel mehr für das Projekt interessiert. Sie haben gespürt, dass die Chatterouser dieses Startup durchziehen würden, mit oder ohne Investoren.
Wenn man sich richtig in ein Startup engagiert und wenig Unterhaltskosten hat wird man sehr schwer zu bezwingen. Und nahezu alle Startups, selbst die erfolgreichsten, bandeln irgendwann einmal mit dem Untergang. Wenn also gute Taten gegenüber Anderen eine Art Mission erzeugen, die einen schwerer zu bezwingen macht. Dann kompensiert dies allein für Alles, was man gegenüber einem eigensüchtigerem Projekt verlieren würde, was auch immer das sein mag.
Hilfe
Ein weiterer Vorteil vom Gut sein ist, dass es andere Leute dazu anregt einem zu helfen. Das scheint auch eine angeborene menschliche Eigenschaft zu sein.
Eins der Startups das wir finanziert haben, Octopart, ist momentan in einen klassischen Kampf von Gut gegen Böse verwickelt. Sie betreiben eine Suchseite für industrielle Komponenten. Viele Leute suchen nach Komponenten und vor Octopart gab es keine zufriedenstellende Möglichkeit dies zu tun. Es stellte sich heraus, dass dies kein Zufall war.
Octopart haben eine mustergültige Methode nach Komponenten zu suchen aufgebaut. Nutzer mögen das und es half ihnen zügig zu wachsen. Dennoch hat der größte Lieferant Digi-Key nahezu seit Octoparts Bestehen versucht die Entfernung seiner Preise zu erzwingen. Octopart schickt ihnen kostenlos Kunden und genau diesen Kundenstrom will Digi-Key stillegen. Warum? Weil das aktuelle Geschäftsmodell von Digi-Key darauf gründet, Leuten die nur unvollständige Auskünfte über Preise haben zuviel zu berechnen. Sie wollen nicht, dass die Suche funktioniert.
Die Octoparts sind die nettesten Jungs der Welt. Sie haben ihre Physikpromotion in Berkeley abgebrochen um das durchzuziehen. Sie wollten einfach ein Problem lösen auf das sie während ihren Forschungen gestossen sind. Man muss sich nur vorstellen wieviel Zeit man den Ingenieuren auf der ganzen Welt sparen würde, wenn sie online suchen könnten. Wenn ich also höre, dass dieses große, böse Unternehmen versucht sie aufzuhalten um die Unzulänglichkeit der Suche zu wahren, dann stachelt mich das wirklich dazu an ihnen zu helfen. Es bringt mich dazu mehr Zeit mit den Octoparts zu verbringen als mit den meisten anderen Startups, die wir finanziert haben. Es hat mich gerade dazu gebracht mehrere Minuten zu erzählen wie großartig sie sind. Warum? Weil es gute Jungs sind, die die Welt verbessern wollen.
Wenn man wohltätig ist, werden sich Leute zusammenscharen: Investoren, Kunden, andere Unternehmen und potenzielle Mitarbeiter. Auf lange Sicht könnten die potenziellen Mitarbeiter die wichtigste Gruppe davon sein. Ich denke jeder weiß mittlerweile, dass gute Hacker viel besser sind als mittelmäßige. Wenn man es schafft die besten Hacker dazu zu bringen für sich zu arbeiten, wie Google es gemacht hat, dann hat man einen großen Vorteil. Und die allerbesten Hacker neigen dazu Idealisten zu sein. Sie sind nicht angewiesen auf eine Arbeitsstelle. Sie können sich aussuchen wo sie arbeiten. Die meisten wollen also an Dingen arbeiten, die die Welt verbessern.
Kompass
Der freilich wichtigste Vorteil vom Gut sein ist, dass es wie ein Kompass wirkt. Eine der schwierigsten Bestandteile beim Leiten eines Startups ist, dass man so viele Entscheidungsmöglichkeiten hat. Man ist nur zu zweit oder zu dritt und hat tausend Dinge, die man machen könnte. Wie soll man sich entscheiden?
Hier ist die Antwort: Tu was auch immer das Beste für die Nutzer ist. Man kann sich daran klammern wie an ein Seil im Orkan und es wird einen retten, wenn überhaupt irgendetwas dazu in der Lage ist. Dieser Grundsatz bringt einen durch alles was man machen muss.
Er ist sogar die Antwort auf Fragen, die damit scheinbar gar nicht im Zusammenhang stehen, wie Investoren dazu zu bringen Geld zu geben. Wenn man sich gut verkaufen kann, könnte man sie einfach dazu überreden. Verlässlicher aber ist es sie mit Hilfe der Anwender zu überzeugen: Wenn man etwas macht, was Anwender so sehr mögen, dass sie ihren Freunden davon erzählen, dann wächst man exponential und das wird jeden Investor überzeugen.
Gut zu sein ist eine hervorragende Strategie für komplizierte Entscheidungen, weil sie zustandslos ist. Es ist wie wenn man immer die Wahrheit sagt. Das Problem mit dem Lügen ist, dass man sich immer an alles erinnern muss, was man in der Vergangenheit gesagt hat um sich nicht zu widersprechen. Wenn man nur die Wahrheit sagt muss man sich nichts merken und das ist eine wirklich wichtige Eigenschaft in Branchen mit schneller Veränderung.
Y Combinator zum Beispiel hat mittlerweile in 80 Startups investiert von denen 57 noch existieren. (Die anderen haben sich aufgelöst, wurden fusioniert oder aufgekauft.) Wenn man versucht 57 Startups zu beraten braucht man zwingendermaßen einen zustandslosen Algorithmus. Man kann keine Hintergedanken haben, wenn 57 Dinge auf einmal passieren. Es wäre unmöglich sich an sie zu erinnern. Deswegen ist unser Grundsatz immer das zu tun, was für die Gründer am Besten ist. Nicht weil wir besonders wohltätig sind sondern weil dies der einzige Algorithmus ist, der in einer solchen Größenordnung funktioniert.
Wenn man Andere dazu auffordert gut zu sein, wirkt es so, als würde man den Anspruch erheben selbst gut zu sein. Ich möchte daher ausdrücklich sagen, dass ich keine besonders gute Person bin. Als ich ein Junge war, war ich felsenfest im Lager der Bösen. Auf die Art wie, Erwachsene das Wort „gut“ benutzten schien es gleichbedeutend zu sein mit ruhig, also wurde es mir sehr suspekt.
Es gibt ja Leute, deren Namen in einem Gespräch genannt werden und jeder sagt „Er ist so ein Pfundskerl“. Niemand sagt das über mich. Das Beste, was mir widerfährt ist „Er meint es gut“. Ich behaupte nicht gut zu sein. Bestenfalls spreche ich gut als Zweitsprache.
Ich empfehle also nicht gut zu sein im üblichen frömmelndem Sinn. Ich empfehle es, weil es funktioniert. Es funktioniert nicht nur als Stellungnahme zu „Werten“, sondern auch als Wegweiser zum eigenen Handeln und sogar als Entwurfsmuster für Software. Sei nicht nur nicht böse. Sei gut.
Anmerkungen
[1] Vor fünfzig Jahren mag es schockiert haben, wenn ein Aktiengesellschaft keine Dividenden gezahlt hat. Heute verzichten viele Technologieunternehmen darauf. Die Märkte scheinen gelernt zu haben potentielle Dividenden zu schätzen. Vielleicht ist dies nicht der letzte Schritt in dieser Entwicklung. Vielleicht werden Märkte sich eines Tages mit potentiellen Gewinnen abfinden. (Risikokapitalgeber tun dies bereits und zumindest einige von ihnen machen durchwegs gute Geschäfte.)
Ich gebe zu, dass dies wie das Zeug klingt, was man über die „New Economy“ gehört hat während der Dotcom-Blase. Ich schwöre, dass ich zu dem Zeitpunkt keiner der sektenhaft Gläubigen war. Aber ich bin sicher, dass auch einige gute Ideen im Blasendenken vergraben waren. Es ist zum Beispiel in Ordnung auf Wachstum statt auf Gewinn zu setzen – aber nur wenn das Wachstum authentisch ist. Man kann nicht damit anfangen Nutzer zu kaufen; Das ist ein Schneeballsystem. Aber ein Unternehmen mit zügigem, authentischem Wachstum ist wertvoll und eines Tages werden die Märkte lernen wertvolle Dinge angemessen zu würdigen.
[2] Das Vorhaben ein Unternehmen mit wohltätigen Zielen zu gründen wird im Moment unterschätzt, weil die Art von Leuten, die dies momentan zu ihrem Ziel erklären üblicherweise keine gute Arbeit leisten.
Einer der üblichen Berufswege für Müßiggänger mit Papas Privatvermögen ist es ein unbestimmt wohltätiges Unternehmen zu gründen. Das Problem mit den meisten dieser Unternehmen ist, dass entweder eine fingierte politische Absicht dahinter steckt oder aber schlechte Führung. Die Eltern der Leiter und deren Eltern wurden nicht reich, indem sie versuchten ihre althergebrachte Kultur zu bewahren; Möglicherweise wollen die Bolivianer dies ebenso wenig. Und einen Biobauernhof zu gründen, obwohl dies zumindest aufrichtig wohltätig ist hilft den Menschen nicht in der Größenordnung wie es Google tut.
Wohltätige Projekte entziehen sich geradezu kategorisch ihrer Verantwortlichkeit. Sie tun so, als ob gute Absichten ausreichen würden um gute Auswirkungen zu haben.
[3] Anwender haben eine dermaßen große Abneigung gegen ihr neues Betriebssystem, sie reichen sogar Petitionen ein um das alte zu retten. Und das alte war nichts Besonderes. Die Hacker in Microsofts Reihen müssen in ihren Herzen erkennen, dass wenn das Unternehmen zum Wechsel auf OSX ermuntern würde, wenn es sich wirklich um seine Nutzer kümmern würde.
Die Reisekamera für meine Fotos ist eine Canon Profikompakte*
*Affiliate-Werbelink: Wenn dir meine Infos helfen kaufe bitte darüber – kostet nix extra!
Danke an Trevor Blackwell, Paul Buchheit, Jessica Livingston und Robert Morris für das Durchsehen von Entwürfen dieses Artikels.
Pingback: Zustandslos | flocblog
Pingback: Sei Gut | flocblog