Das Taj Mahal von Malaysia und das islamische Südostasien

Das Taj Mahal kannst Du jetzt auch in Malaysia sehen, neben Mekka, Alhambra, dem Felsendom usw.

Insgesamt 22 Replikas von islamischen Bauwerken stehen im Park der islamischen Zivilisation in Terengganu neben der wunderschönen Kristallmoschee.

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Das Taj Mahal von Malaysia

Islam in Südostasien

Wenn Du an Südostasien denkst, hast Du Bilder im Kopf von Mönchen in orangnen Roben vor buddhistischen Tempeln. Es gibt in Südostasien aber genauso viele Muslime wie Buddhisten (jeweils ca. 40%).

Das liegt vor allem an Indonesien, dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit, Nr. 2 ist Indien. Aber auch in Brunei, Malaysia, Südthailand und dem Süden der Philippinen gibt es hauptsächlich Muslime.

In Vietnam gibt es v.a. Atheisten und auf den Philippinen und Osttimor Christen und auf Bali Hindus.

Backpacking-Asien hat eine tolle Karte erstellt mit der Religionsverteilung in Südostasien.

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Nachbau des Felsendom, Jerusalem

Islam in Malaysia

Malaysia ist ein Schmelztiegel der Kulturen und stolz auf die gelungene Integration einer großen Minderheit von Chinesen und Indern. Aber das gilt vor allem für die Westküste. Die Ostküste ist eher konservativ und muslimisch geprägt.

Das heißt noch mehr Kopftücher, noch lautere Gebetsrufe, noch mehr Moscheen, kaum indisch oder chinesisch stämmige Menschen, nur malaysische Küche und keinen Alkohol (außer in Chinatown oder auf den Inseln).

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Süleymaniye-Moschee, Türkei

Als Reisender merkst Du den Unterschied vor allem am Essen. Das malaysische Essen an der Ostküste ist sehr gut. Wenn Du gerade frisch nach Malaysia kommst vermisst Du wahrscheinlich gar nichts.

Aber wenn Du gerade aus Kuala Lumpur, Malakka, Singapur oder Penang kommst, bist Du extrem verwöhnt von der unglaublichen Vielfalt zwischen Südindisch, Hokkien-Chinesisch und Malaysisch.

Ansonsten ist der Islam an der Ostküste aber so, wie überall in Malaysia. Er ist einfach nur eine Religion und Du bemerkst den Islam fast nicht!

57% der Deutschen haben Angst vor dem Islam, aber zumindest in Malaysia und Indonesien ist diese Angst aus meiner Erfahrung vollkommen unberechtigt. (ebenso in Indien, Kaschmir und Bangladesch)

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Moschee von Agadez, Niger

Warum Malaysia’s Ostküste besuchen?

Warum Du an die Ostküste Malaysias reisen solltest?

  1. Die unberührten Inseln Redang und Tioman, sowie die Backpacker-Inseln Perhentian. Mehr zu Malaysias Inselwelt.
  2. Die Kristallmoschee und der Park der islamischen Kultur in Kuala Terengganu, der Taman Tamandun Islam (dieser Artikel)

Verwechslungsgefahr: Ostküste heißt nicht Osten. Der Osten von Malaysia, Sabah und Sarawak, liegen auf der Insel Borneo. Die Ostküste von Malaysia liegt auf dem Festland.

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Minarett von Samarra, Irak mit Taj Mahal im Hintergrund

Das Taj Mahal steht in Indien, oder?

Das Taj Mahal steht in Indien. Aber ein kleinerer Nachbau steht im islamischen Kulturpark in Malaysia. Ich habe das Original und den Nachbau gesehen und es ist natürlich nicht das Gleiche.

Der Nachbau in Terengganu ist wesentlich kleiner und es fehlen die grandiosen Gartenanlagen und Moscheen auf dem Gelände, die das Taj Mahal erst ausmachen. Reingehen kannst Du auch nicht.

Aber in Malaysia ersparst Du Dir auch die Warteschlangen, die Bettler, die Touristen-Horden, den unverschämten Eintrittspreis und den indischen Moloch namens Agra.

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Badshahi-Moschee, Pakistan mit Felsendom

22 islamische Gebäude aus aller Welt

Nicht nur das Taj Mahal kannst Du sehen. Im Park der islamischen Zivilisation stehen 22 Replikas:

  • Alhambra, Spanien
  • Felsendom, Jerusalem
  • Süleymaniye-Moschee, Türkei
  • Kul-Scharif-Moschee, Russland
  • Moschee von Agadez, Niger
  • Alabastermoschee, Ägypten
  • Kairouan-Moschee, Tunesien
  • Zitadelle von Aleppo, Syrien
  • Minarett von Samarra, Irak
  • Lutfallah-Moschee, Iran
  • Abu Nasr Parsa Schrein, Afghanistan
  • Minarett Kaljan, Usbekistan
  • Badshahi-Moschee, Pakistan
  • Taj Mahal, Indien
  • Moschee von Xi’an, China
  • Moscheen von Mekka und Medina, Saudi-Arabien
  • je eine Moschee aus Indonesien, Brunei, Singapur, Thailand und Malaysia
    (schade, dass die Südinsel der Philippinen Mindanao fehlt)

Die heiligsten Stätten für Muslime, Mekka und Medina in Saudi-Arabien, darfst Du als Ungläubiger übrigens gar nicht betreten. Besser als der Nachbau wird es für uns nicht. ;)

Auch manche andere Gebäude, z.B. die aus dem Irak, Syrien, Niger und Afghanistan, würde ich zur Zeit besser im Nachbau als im Original anschauen. Sicher ist sicher…

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Nachbau der Moschee von Mekka mit Kaaba

Islamischer Edutainment-Park

Was hältst Du von der Idee des islamischen Disneyland?

Stell Dir vor jemand baut in Deutschland ein christliches Disneyland mit Kölner Dom, Petersdom, Sagrada Familia, Notre Dame, Hagia Sophia, Lalibela, Hallgrimur, Geburtskirche, Sophienkathedrale, Basilius-Kathedrale und den Kathedralen von Old Goa, Manila, Jakarta, Saigon, Quito, Cuzco, Copacabana, Mexico DF, Cholula, Salta, Las Lajas und Brasilia.

Ganz schön verrückt, oder? Wäre ja selbst für Gläubige zu kitschig, oder?

In Südostasien ist das aus 3 Gründen weniger verrückt:

  1. Die allermeisten Menschen sind in Malaysia gläubig, bei uns glaubt nur noch jeder 4. an Gott
  2. Pilgern ist in vielen Ländern Asiens einer der wenigen akzeptierten Gründe zu Reisen
  3. Das Wort „kitschig“ gibt es in Asien nicht ;)

Der islamische Park setzt noch einen Grund drauf, nach dem Prinzip „Edutainment-Park“, also Unterhaltung und Bildung. In den Gebäuden stehen Ausstellungsstücke mit Erklärungen und es laufen Filme mit Hintergrundinfos.

Als ausländischer Tourist fand ich die Hintergrundinfos langweilig und die Gebäude superschön.

Um die Zitadelle von Aleppo musste ich 3 Mal rumlaufen um zu glauben dass es so etwas auf diesem Planeten gibt. Hoffen wir das Beste für Syrien.

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Zitadelle von Aleppo, Syrien mit Alabastermoschee im Hintergrund

Highlight: schwimmende Kristallmoschee

Das mit Abstand schönste Gebäude im Park der muslimischen Zivilisation ist die eigens gebaute Kristallmoschee. Die Moschee ist mit Glas verkleidet und reflektiert das Licht zu jeder Tageszeit anders.

Tagsüber glänzt die Kristallmoschee im matten Anthrazit, zum Sonnenuntergang leuchtet sie golden und nachts wird sie bunt beleuchtet und wirkt kristallen, beinahe transparent.

Noch dazu „schwimmt“ die Moschee im Terengganu Fluss. Schwimmende Moscheen sind typisch malaysisch und es gibt sie in Malakka, Penang, Putrajaya und Kota Kinabalu. Die älteste schwimmende Moschee ist auch gleich um’s Eck, nur 4km nördlich von der Kristallmoschee.

Mach Dir selbst einen Eindruck der Kristallmoschee Masjid Kristal:

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kristallmoschee

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Infos: Park der Islamischen Zivilisation

  • Taman Tamandun Islam liegt in Kuala Terengganu an der Ostküste Malaysias (Google Maps)
  • Von der Innenstadt (Chinatown, Pasar Payang Markt) kannst Du den Heritage-Bus nehmen, bis zur letzten Haltestelle (Bas Bandar C-02)
  • Alternativ fahren auch Boote den Fluss hinauf vom Shahbandar Pier, neben dem Pasar Payang Markt
  • Für Zeiten und aktuelle Anreisehinweise auf die offizielle Seite schauen
  • An der vorletzten Bushaltestelle ist das State Museum, das man nicht unbedingt gesehen haben muss.
  • Eintrittspreis: RM25 – die Kristallmoschee ist eine echte Moschee und kostet keinen Eintritt
  • Für aktuelle Öffnungszeiten am besten auf die offizielle Seite schauen.
  • Du kannst im Park Fahrräder leihen oder mit einer Tram fahren, aber am besten Du läufst.
  • Auf der offiziellen Seite ist eine hübsche Übersicht
  • Es gibt bei der Kristallmoschee einen Food Court
  • Einen wunderschönen Blick auf die Kristallmoschee zum Sonnenuntergang hast Du von der Autobahnbrücke oder von den Piers im kleinen Fischerhafen direkt unter der Autobahnbrücke
  • Air Asia und Firefly fliegen günstig nach Kuala Terengganu
  • Busse nach Kuala Terengganu fahren von überall in Malaysia
  • Auf der Flussinsel Pulau Duyong gibt es einige Low-Key Unterkünfte bei Locals.

Wenn Du nicht genug bekommst von islamischer Architektur, schau unbedingt in Kuala Lumpur in’s Museum der islamischen Kunst (viele Modelle aus Samarkand und Persepolis)

Kuala Terengganu kannst Du gut verbinden mit den Inseln an der Ostküste, vor allem Redang, aber auch Tioman und Perhentian. Mehr Infos zu Malaysias Inseln.

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Nach Kuala Terengganu hat mich eingeladen das Gaya Travel Magazine und Tourism Malaysia im Rahmen vom Terengganu Squid Jigging Festival. Vielen Dank! Alle Meinungen, Bilder und Empfehlungen sind meine eigenen.

Schon mal vom Islamischen Park gehört? Lust bekommen auf das Taj Mahal von Südostasien?

Die Reisekamera für meine Fotos ist eine Canon Profikompakte*

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Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Hallo Florian,
    Schön, dass dir meine Karte gefällt :) Du hast Recht, Südostasien verbindet man immer mit dem Buddhismus. Vielleicht liegt es daran, dass der Islam auf der Welt weit verstreut vorkommt, während du den Buddhismus nur im Osten Asien findest. Große Moscheen kannst du dir bereits auf dem Balkan oder in der Türkei ansehen. Für ein buddhistisches Kloster musst du schon in einen Langstreckenflug steigen.

    LG
    Lara

    1. Gute Erklärung. Mir gefällt ja auch eher das Exotische.

  2. Ja, im Gegenteil. Wenn ich Pakistan mal mit Indien vergleiche, dann fällt mir auf, dass der Zwischenmenschliche Umgang dort viel entspannter und harmonischer ist. Armgezerre, rumgebrülle oder sterbenskranke Menschen auf der Straße. All solche Dinge konnte ich dort nicht feststellen, obwohl Pakistan eigentlich viel ärmer ist. Ich denke, dass das auf jeden Fall etwas mit der Religion zu tun hat. Problematisch wird es immer dann, wenn es keine Bildungsmöglichkeiten gibt.

    1. In Indien ist das das Kastensystem. Wenn Du in der Gosse liegst, dann gehörst Du dahin, weil Du in die entsprechende Kaste hineingeboren wurdest. Daran kann natürlich niemand was ändern, viel Glück im nächsten Leben…

      Ich denke manchmal, dass Indien die einfachste Kolonie von allen gewesen sein muss. Die Briten (und Portugiesen, Franzosen) haben sich einfach an die Spitze der eh schon super ausgeprägten Hierarchie gesetzt.

      Naja und dann kam Gandhi…

      Ich bin kein Indien-Experte sondern nur indophil (gibt’s das?) ;)

  3. Also ich kann nicht für Malaysia sprechen, da ich dort bisher noch nicht hingekommen bin, allerdings habe ich gerade eine 4-Monatige Reise durch Pakistan hinter mir. Davor war ich 2 Monate im Iran, zwischendurch in Afghanistan, ein paar Wochen in der Türkei und davor im Ostbalkan. Und ich muss sagen, dass das regional äußerst unterschiedlich ist.

    Während ich den Iran als sehr fortschrittlich und aufgeschlossen empfunden habe, erlebte ich beispielsweise die Osttürkei, Teile Pakistans und Afghanistans als unglaublich engstirnig und dogmatisch.

    Dort wird oft propagiert, dass es doch im Islam um den Menschen gehe, um Akzeptanz und Koexistenz. Das gilt allerdings nur dann, wenn du ins Schema passt. Christen- und Judentum kein Problem, bei Hinduismus hört allerdings der Spaß auf!

    Noch eine Beobachtung, die ich gemacht habe ist, dass der Islam sehr auf Expansion ausgelegt ist. Ich weiß gar nicht, wie oft man versucht hatte, mich zu konvertieren! :)

    Alles in Allem ein sehr komplexes und interessantes Thema.

    1. Cool, danke für Deine Erfahrungen aus dem Nahen und Mittleren Osten.

      Ich habe früher einmal viel Sam Harris gelesen, der den Islam regelmäßig als schlimmste Religion von allen verteufelt.

      Das finde ich nachdem ich Malaysia, Indonesien, Indien, Bangladesch und Kaschmir besucht habe extrem übertrieben, wenn nicht sogar falsch.

      Aber wie Du sagst, scheint es regionale Unterschiede zu geben.

  4. „57% der Deutschen haben Angst vor dem Islam, aber in Malaysia und Indonesien ist diese Angst vollkommen unberechtigt.“

    Aber woanders ist die Angst schon berechtigt, oder wie? :) Ich glaube das ist etwas blöd formuliert!

    1. Naja, ich kann nur für Malaysia und Indonesien sprechen, im Nahen Osten war ich noch nie.

      Insofern passt die Formulierung scho, oder?

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