Reiseblogger-Einnahmen & Nomaden-Ausgaben in 2014 & 2013

Was verdient eigentlich ein „normaler“ Reiseblogger? Und was kostet ein Leben als digitaler Nomade? Ein Jahresrückblick auf meine Einnahmen und Ausgaben 2014 im Vergleich zu 2013.

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Hampi

Einnahmen und Ausgaben 2014

Im Jahr 2014 habe ich mit meinem Reiseblog 1.301 Euro verdient, dazu 480 Euro durch Stockfotos und 283 Euro durch Freelancing. Insgesamt sind das 2.049 Euro an Einkommen.

2.049 Euro sind immerhin mehr als das Jahresgehalt eines Hotel Portiers in Thailand, aber weniger als ein Postbote in Thailand im Jahr verdient. Das Blöde ist, ich gebe mehr als 4 Mal so viel Geld aus, wie ein normaler Thai.

Meine Ausgaben lagen 2014 bei 7.789 Euro, davon 3.317 Euro für essentielle Kosten, 2.259 Euro für Reise-Kosten und 2.213 Euro für Luxus-Ausgaben. Eine genauere Aufschlüsselung steht am Ende dieses Artikels.

Im Jahr 2014 konnte ich meine Kosten also nur zu etwa 26% decken. Das ist ein starker Einbruch im Vergleich zum Vorjahr. 2013 waren es 7.731 Euro Ausgaben und 5.550 Euro Einnahmen, also 72% Kostendeckung.

Der große Unterschied war, dass im Vorjahr 2013 fast alle meine Einnahmen aus selbstständiger Arbeit als Freelancer kamen. 2014 wollte ich dagegen auf das Freelancen weitgehend verzichten.

Ich habe keine verlässlichen Zahlen, aber ich schätze dass ich in beiden Jahren ungefähr gleich viel gearbeitet habe: im Schnitt zwischen 20 und 30 Wochenstunden.

1.301 Euro im Jahr sind vergleichsweise wenig Einnahmen, glaube ich zumindest. Zum Vergleich einige andere deutsche Reiseblogger:

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Freelancing als Sackgasse

Passives Einkommen statt Freelancing

Das flocblog ist seit 2010 ein Reiseblog. 2014 war das erste Jahr, in dem ich mit dem Blog Geld verdienen wollte. Ich habe also die Zeit, die ich vorher für selbstständige Arbeit als Freelancer aufgewendet habe, in mein Blog gesteckt.

Hätte ich stattdessen weiter auf Freelancing gesetzt, dann hätte ich 2014 meine Kosten durch sicher schon mehr als decken können, indem ich meine Preise erhöht hätte. Ich empfand das Freelancing aber als Sackgasse und wollte nicht länger für andere arbeiten. Bis auf wenige Folgeaufträge, habe ich 2014 mit dem Freelancen aufgehört.

Ich wusste vorher, dass mein Einkommen durch diese Entscheidung einbrechen würde. Mich hat trotzdem überrascht, wie wenig Geld sich mit meinem Reiseblog verdienen lässt. Selbst 1 Jahr später, im Januar 2015 decke ich mit 307 Euro Einnahmen meine relativ geringen Ausgaben noch nicht einmal zur Hälfte.

Ich habe mich wahrscheinlich an den für mich falschen Vorbildern orientiert. Ich werde nie der Mensch sein, der Monate oder gar Jahre lang 60-80 Wochenstunden vor dem Rechner sitzt, um an Projekten zu arbeiten.

Andererseits: Gibt es überhaupt im Reiseblogger-Bereich Vorbilder, die keine Workaholics sind?

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Schlauer Spruch aus Thailand

Entwicklung des flocblog

Die zusätzliche Zeit für das flocblog habe ich vor allem in gut recherchierte Grundlagenartikel und in Gastbeiträge auf anderen Blogs zur Lesergewinnung gesteckt. Auch über verschiedene andere Wege habe ich versucht Leser zu gewinnen. Alle Maßnahmen stammen aus dem sehr empfehlenswerten Buch Beruf: Reiseblogger von Patrick Hundt.

Meine Beiträge wurden 2014 deutlich länger im Vergleich zum Vorjahr und auch die Art der Berichterstattung änderte sich grundlegend in Richtung Ratgeber. Aufgrund des höheren Aufwands fiel die Anzahl der wöchentlichen Beiträge von 2,3 in 2012-2013 auf 1,2 in 2014.

2010-2013 war das flocblog noch ein persönliches Reiseblog, also ein Tagebuch. Heute ist es im eigentlichen Sinn kein Reiseblog mehr, sondern irgendeine Mischform. Das ist ganz normal. Fast kein erfolgreiches Blog ist ein Blog im eigentlichen Sinn von Web-log (Web-Tagebuch).

Die Anzahl der Facebook Follower hat sich seit Januar 2014 versechsfacht (1.222 Fans im Januar 2015) und der Traffic verdreifacht (10.117 monatliche Besucher im Januar 2015). Die „Flaschenpost“, meinen 7 Monate alten monatlichen Newsletter, lesen bald 400 Abonnenten.

Nochmal zur Erinnerung, meine Arbeitszeit lag im Schnitt bei etwa 20-30 Wochenstunden. Ich bin kein Workaholic und das Blog betrachte ich als Nebenjob, neben dem Backpacken. Die Welt zu sehen ist kein Urlaub sondern kostet viel Zeit und Nerven. ;)

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Goldener Tempel in Amritsar

Arbeitszeit und Reisezeit

20-30 Wochenstunden sind der Schnitt, aber meine Arbeitszeit war 2014 sehr ungleich verteilt. In etwa 6 Monaten Reisemodus kam ich zu fast gar nichts. Im Vorjahr 2013 waren es sogar 8 Monate im Reisemodus, in denen ich zu fast gar nichts kam.

An sehr stimulierenden Reisezielen wie Indien, Sri Lanka und Java oder bei sehr häufigen Ortswechseln fehlen mir Zeit, Nerven und oft auch eine gute Internet-Verbindung zum Arbeiten, außer für das allernötigste Update im Blog.

Das ist überhaupt kein Grund zur Beschwerde. Genau diese 6 Monate Reisemodus machen für mich das Jahr 2014 im Rückblick aus. Wenn ich an 2014 denke, dann denke ich an Shravanabelagola und Srinagar in Indien, an Galle und Haputale in Sri Lanka und an Borobudur und Candi Sukuh in Java. 2 Tage im goldenen Tempel in Amritsar wirken im Rückblick wie 2 Wochen.

Ich denke nicht an den Februar, als wir uns in Bangkok eine Wohnung gemietet und gearbeitet haben. Ich denke nicht an die 3 Monate Semi-Sesshaftigkeit in den USA. An diese Zeit habe ich fast keine Erinnerungen, weil kaum etwas Bemerkenswertes passiert ist. Das ist schade, denn die Zeit ist wenn man so will verloren gegangen.

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Schlauer Spruch aus Sri Lanka

Oddball Effekt und Prioritäten

Das nennt sich Oddball Effekt oder Zeitdilation . Wenn viel Außergewöhnliches passiert, dann sammelst Du viele Erinnerungen. Wenn alles wie immer ist, sammelst Du wenige Erinnerungen. Wenn Du zu viel Routine in Dein Leben lässt, dann geht diese Zeit im Rückblick einfach verloren.

Deswegen reise ich so gerne. Reisen ist eine der einfachsten Methoden um immer wieder Neues zu erleben. Natürlich gibt es viele andere Möglichkeiten, von Tango tanzen lernen bis zu einer neuen beruflichen Herausforderung. Aber Reisen ist finde ich die sicherste Methode um sich selbst wachzurütteln. Ein Kulturschock in einem fremden Land lässt sich gar nicht vermeiden und das ist Sinn der Sache.

Klar will ich auf lange Sicht meine Kosten decken und auch noch etwas übrig haben. Aber ich will dabei nicht mehr Zeit verlieren, als absolut notwendig. Freiheit ist die Gelegenheit nein sagen zu können. Ich fühle mich am freiesten, wenn ich zur Routine nein sagen kann, weil die meine Erinnerungen stiehlt.

Wie siehst Du das, besser Routine oder besser Erlebnisse?

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Normale Strassenszene in Indien, Schock für mich

Wie verdient man mit einem Reiseblog Geld?

Ich will Dich als Leser nicht verarschen. Das heißt ich verkaufe weder Links, noch schalte ich Werbung. Ganz sicher wirst Du hier nie einen Sponsored Posts oder sogenanntes Native Advertisement finden. Ich will selbst als Blogleser nicht für dumm verkauft werden, deswegen verkaufe ich Dich auch nicht für dumm.

Auch Unterkünfte gegen ein Review finde ich nicht mehr in Ordnung. Das habe ich vor 2 Jahren im Aventura Project gemacht, weil Chile so teuer war. Im flocblog wollte ich das damals schon lieber nicht haben.

Pressereisen unter den richtigen Bedingungen finde ich in Ordnung. Leider bringt mir eine bezahlte Reise kaum monetäre Vorteile, weil meine Ausgaben als Budgetpacker so niedrig sind. Noch dazu finde ich es super stressig wie auf einem indischen Basar um Konditionen zu feilschen. Ich mache die Reise lieber auf eigene Faust und bin absolut unabhängig bei meiner Berichterstattung.

Natürlich bieten Pressereisen nicht nur monetäre Vorteile. Auf meiner Pressereise mit Shanti Travel habe ich erlebt, dass eine organisierte Tour in Indien um Welten anders ist als ein Backpacking Trip. Meine Freundin war zum ersten Mal in Indien und da hat eine organisierte Tour eine viel weichere Landung im Land der Extreme ermöglicht.

Aber obwohl Shanti Travel ein cooler Haufen sind und wir eine kleine Gruppe mit einem sehr coolen Guide waren, waren 2 Wochen echt unser Limit für eine geführte Tour. Wir reisen auf Dauer lieber flexibel und auf eigene Faust. So lernen wir auch ein Land besser kennen, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.

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Wie verdiene ich mit dem flocblog Geld?

Ein gangbarer Weg zwischen Geld verdienen und Respekt vor Dir als Leser sind für mich Affiliate Programme. Ich habe nach und nach Affiliate Programme hinzugenommen, darunter:

Im Dezember habe ich 4 Bildkalender mit Reisebildern angefertigt. Die Verkäufe brachten 113 Euro. Die Kalender kann ich nächstes Jahr mit neuem Kalendarium wieder verwenden und werde dann etwas früher damit anfangen.

Käsekuchen Spenden zur Unterstützung meiner wissenschaftlichen Käsekuchen-Untersuchungen in aller Welt machten im Jahr 2014 insgesamt 290 Euro aus. Vielen Dank, liebe Käsekuchen Spender.

Kennst Du noch weitere Monetarisierungs-Methoden, für die ich nicht meine Seele verkaufen muss?

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Blick in die Zukunft

Ausblick 2015

In Zukunft werden im flocblog noch 2 weitere Affiliate Programmme dazu kommen: Übernachtungen und Auslands-Krankenversicherungen. Außerdem könnte ich mir ein regelmäßiges Sponsorship, wie beim Weltenbummlermag vorstellen, aber das muss ich mir noch überlegen.

Für Blog-Inhalte im Jahr 2015 habe ich viele neue Ideen, die ich an dieser Stelle wegen dem Erzähl-Effekt lieber für mich behalte.

Was das Reisen angeht, habe ich von Nordamerika, Südamerika, Südasien, Südostasien und Ostasien erstmal genug gesehen. Ich habe aber noch klaffende Lücken in Zentralamerika, Zentralasien, Osteuropa und war noch nie in Afrika!

Leider ist meine Freundin gerade reisemüde, ironischerweise weil sie lieber an Projekten arbeiten will. Eigentlich sollten wir jetzt noch 2 Wochen durch die Philippinen reisen, aber wir haben die Philies aus verschiedenen Gründen vorzeitig abgebrochen und uns kurzentschlossen eine Wohnung in Saigon genommen, für die nächsten 6-8 Wochen. Hoffen wir mal, dass sie in Zukunft wieder Reiselust bekommt.

In Saigon schlürfen wir leckere Pho-Suppe und süßen Vietnam-Eiskaffee und sitzen den ganzen Tag am Computer. Meine Freundin lernt Programmieren durch „Learning by Doing“ an ihrem ersten Projekt, nachdem sie gerade ein sehr gut recherchiertes Buch über Spiralen und das Gesundheitssystem der USA geschrieben hat.. Ich nehme neben dem flocblog dieses Jahr noch 2 bis 3 weitere Projekte in Angriff. Da wird viel Zeit verloren gehen…

Was das für Projekte sind, behalte ich wegen dem Erzähl-Effekt lieber für mich, aber vielleicht verplappere ich mich ja im nächsten Newsletter.

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Ausgabenströme

Ausgaben 2014 im Detail

Weil dies ein Günstig-Reise-Blog ist, abschließend noch meine Ausgaben 2014 aufgeschlüsselt nach Posten. Die Gesamtausgaben waren mit 7.789 €, vergleichbar mit dem Vorjahr (7.731 €). Die Ausgaben im Vorjahr 2013 stehen in (Klammern).

3.317 € Essentielles (3.766 €), davon:

  • 1.807 € Essen (1798 €)
    Garküchen, Restaurants und Supermarkt
  • 752 € Übernachtung (1100 €)
    7 Monate Guesthouses und Hostels, 3 Monate bei Freunden und Familie in den USA, 1 Monat Wohnung in Bangkok, 1 Monat bei Familie in Deutschland
  • 319 € Nahverkehr (429 €)
    Öffentlicher Nahverkehr, Mopedmiete und Taxis
  • 208 € Visa (94 €)
    Thailand, Kambodscha, Sri Lanka, Indien und Indonesien
  • 151 € Kleidung (253 €)
    2 Brillen, 1 Paar Schuhe und Ersatz für verschlissene Kleidung
  • 79 € täglicher Bedarf (93 €)
    Toilettenartikel, Laundry, Friseur, Moskitozeug, …

2.259 € Reisen (2.808 €), davon

  • 1.414 € Flüge (1160 €)
    3 Interkontinentalflüge, 8 Kontinentalflüge
  • 660 € Überlandtransport (1115 €)
    Bahn, Bus und Boot
  • 186 € Aktivitäten (533 €)
    Eintrittsgelder und Touren

2.213 € Luxus (1.158 €), davon

  • 1.558 € Elektronik (404 €)
    Nikon D90 DSLR, Canon G7X Kompaktkamera, 3 Objektive, 2 Kindle, 1 Dell Laptop und etliche Sim-Karten mit Datentarif
  • 442 € Bier (341 €)
    wenn’s sein muss auch Wein
  • 214 € Kaffeeklatsch (413 €)
    Cappuccino und Kuchen

Dazu kommt noch eine Auslandskrankenversicherung für ca. 400 Euro im Jahr und fast 20 Euro jährliche Hosting-Kosten für flocutus.de und für die weiterleitenden Domains zustandslos.de und flocblog.de.

2014_ausgaben_anmerkungen

Keine monatlichen Ausgabenberichte mehr?

Die monatlichen Ausgabenberichte gibt es in Zukunft nicht mehr. Ein Monat ist ein zu kurzer Zeitraum, da kommt es zu unnatürlichen Spitzen. Wenn ich wie im November teures Kamerazubehör kaufe, dann sind die Ausgaben in so einem Monat nicht aussagekräftig für die monatlichen Ausgaben eines Langzeitreisenden.

Wegen mir soll niemand glauben, ein Monat Reisen würde 1.600 Euro kosten, wie mein November. Ich will hier im Blog schließlich zeigen, dass Reisen günstiger ist als daheim zu bleiben. Meine Kosten als Budgetpacker liegen auf lange Sicht im Schnitt bei 650 Euro. Über ein Quartal oder ein Halbjahr/Jahr werden solche Kostenspitzen besser verteilt.

Am Sinnvollsten ist es Ausgaben nach Reiseziel aufzuschlüsseln, nicht nach einem wahllos gewählten Zeitraum. Das werde ich in Zukunft so machen.

Vielen Dank für’s Lesen in 2014!

Was sagst Du zum Geld verdienen mit einem Reiseblog?
Schnapsidee oder wird das noch?

Die Reisekamera für meine Fotos ist eine Canon Profikompakte*

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