Abenteuer Annapurna Umrundung mit Mountainbike

Es gibt ihn also doch. Vor mir fährt der Bus von Beni nach Tatopani. Er schaukelt auf der Schlaglochpiste bergauf und verstaubt mir die Lunge. Ich bin trotzdem froh endlich auf dem Rad zu sitzen. Nach 2 Wochen Pause in Kathmandu, starte ich mit dem Mountainbike auf die Annapurna Runde.

Annapurnas im Blick

Die Annapurna Runde ist eine der beliebtesten Wandertouren in Nepal und der Welt. Zahllose Wanderer machen sich jeden Tag auf den 250km langen Weg. Sie bezwingen den Thorung La Pass auf 5416m und umrunden die Annapurnas in 16 Tagen. Radfahrer brauchen nur die Hälfte der Zeit. Trotzdem habe ich nur 7 andere Radfahrer in 7 Tagen gesehen.

Es folgt ein persönlicher Bericht über meine Annapurna Umrundung 2011 mit einem 3-minütigen Inspirations-Video. Am Ende des Artikels finden sich außerdem 2015 aktualisierte Hinweise und Tipps zum Nachmachen.

Himalaja Gipfel

Der überfüllte Bus quält sich langsam die unzähligen Serpentinen nach oben. Bei jedem Gegenanstieg bremst er mich aus. Bin ich mit dem Rad bergauf wirklich schneller? Schnaufend ziehe ich vorbei und winke den Nepalis auf dem Dach. Endlich habe ich freie Sicht auf die schneebedeckten 8000er in der Ferne.

Atemberaubende Himalaja Bergblicke mit dem Komfort einer Alpen Hüttentour? Die Annapurna Teehaus Wanderung verspricht beides. Dank der vielen bewirtschafteten Hütten und Siedlungen auf dem Weg muss man weder Zelt noch Essen noch Schlafsack mitschleppen. Ein 6kg Alpencross Rucksack reicht auf dieser Touristenrunde aus. Selbst die Wanderkarte kann man daheim lassen.

Höchster Punkt auf 5416m

Den Bus sehe ich später wieder, als mich erste Regentropfen in ein Teehaus treiben. Bis alle Dorfkinder meinen Helm aufprobiert haben, ist der Schauer wieder vorbei. Es soll der einzige Wolkenbruch auf der Tour bleiben. Ab dem 2. Tag lassen die hohen Berge kein schlechtes Wetter von Süden durch. 5 Tage lang sehe ich kaum ein Wölkchen am Himmel.

Um so mehr brate ich am Anstieg in der Sonne. 3 Tage lang geht es stets bergauf und 2,5 Tage stets bergab. Die ersten Tage kurbel ich auf der Pilgerstrasse nach oben. Erst nach einem Ruhetag auf 3800m muss ich das Rad gute 5 Stunden zum Thorung La Pass schieben. Auf 5416m japse ich nach Luft, aber das ist jetzt egal. Mit 4600 Höhenmetern im Gepäck, bin ich der König der Annapurna Runde.

Himalaja Bergsee

Busse und Strassen gibt es auf der anderen Seite des Passes keine mehr. Jeder Tisch, jede Colaflasche und jedes Reiskorn werden von Trägern aus dem Tal in die Siedlungen befördert. Auch viele Wanderer bürden ihr viel zu schweres Gepäck den Trägern auf. Sind in den monströsen Rucksäcken wohl Ballkleider und Stöckelschuhe? Der Massentourismus braucht keine Strassen.

Ich stürze mich schwerelos ins Tal und halte nur noch für Fotopausen. Auf dieser Seite sind die schnee gekrönten Annapurnas ständig im Blick. Auch ein beliebtes Fotomotiv ist mein Fahrrad. Die Annapurna Wanderer müssen aber schnell abdrücken. Ich fliege auf dem technisch anspruchslosen S0 Trail ins Tal. Einmal erklimme ich noch 300Hm nach Upper Pisang für die schönsten Ausblicke der Runde.

Der Flow Ritt im Leben eines Bikers

Am Morgen des letzten Tages fühle ich mich wie ein Betrüger. Die Annapurna Runde ist für Radfahrer bis auf den Passanstieg viel zu einfach und unglaublich schön. Doch ab dem Ort Chame nimmt mein Flow ein jähes Ende. Für den Ritt meines Lebens muss ich kurz vor Schluss bezahlen. Das Gelände wird unfahrbar unwegsam und die Hitze wird subtropisch.

Ich gehe mit meinem Rad auf der Schulter stundenlang bergab. Von der Abfahrt bin ich nur Anfeuerungsrufe und Neidbekundungen gewohnt. Hier im schweren Gelände bekomme ich nun zu hören, wie verrückt es sei, das Rad mitzunehmen.

Wenn man mich fragt, ist es verrückt auf die Annapurna Runde das Rad nicht mitzunehmen. Die Annapurna Runde ist der Flow Ritt eines Bikerlebens.

Das Video zur Annapurna Runde mit dem Mountainbike

Fahrdaten:

  • Dauer: 7 Tage inkl. 1 Ruhetag und Anreise ab Pokhara
  • Strecke: ca. 250km von Beni nach Bhulbhule
  • Höhendifferenz: ca. 5000 Hm mit Upper Pisang (Ein Muss!)
  • Fahrzeiten: 4h + 7h + 6h + 0h + 8h + 6h + 9h
  • Abfahrt bis Chame meistens S0, selten S1
    eine S2-S3 Stufe unterhalb vom High Camp
  • Kosten mit Radmiete und Permit: ab ca. 250 EUR

Meine Routenführung:

  • Nach Gregs Idee im Uhrzeigersinn, „falsch“ herum
  • Von Beni aus weniger Schiebe- und Tragepassagen
  • Alles fahrbar bis auf den Passanstieg und den letzten Tag
  • Seit 2012 neue Strasse von Bhulbhule nach Chame

Ich würde auch wegen der neuen Strasse die Runde gegen den Uhrzeigersinn empfehlen. Auch konditionell wird am Pass weniger verlangt, der Anstieg vom High Camp ist viel kürzer als der von Muktinath.

Zudem gibt es von Tatopani aus richtig schöne Trails auf der Flussseite gegenüber der Strasse und evt. schon vorher ab Jomson.

Schneewarnung am Annapurna

Eine kleine Warnung für Nachmacher. Es kann auf der Annapurna-Runde teilweise ziemlich schneien, vor allem am Thorung La Pass. Bei mir war der Pass komplett schneefrei mit Bombenwetter, aber 2015 hatte es teilweise einen halben Meter Schnee, siehe z.B. auf Nuestra America Über den Thorung Pass oder von Stories I Tell eine schaurig-schöne Geschichte.

Auch Thomas Frimberger hatte 2015 fast einen halben Meter Neuschnee am Pass. Er ist mit Partnerin die Annapurna-Runde gegen den Uhrzeigersinn gefahren. Die beiden haben sich für 30€ einen Porter gemietet und Wanderschuhe mitgenommen. Die Schuhe haben sie nicht nur beim Ausflug von Manang zum Tilicho Lake sondern auch am Pass gebraucht, wegen Neuschnee. 2 Tage war der Pass sogar gesperrt.

Die beiden haben anschließend noch Mustang mit den Bikes erkundet. Mustang oberhalb von Jomsom ist ein absolutes Traumziel und ähnelt Tibet vor der chinesischen Kulturrevolution. Leider ist das Permit sehr teuer mit $500 USD für 10 Tage.

Abschließend noch 2 Bilder, wie Thomas den Thorung-La erlebt hat. Vielen Dank Thomas!

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Foto © Thomas Frimberger
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Foto © Thomas Frimberger

Pack die Wanderschuhe ein und plane genug Zeit ein! ;)

Lust bekommen auf die Annapurna Umrundung mit dem Rad?

Es muss nicht gleich der Himalaya sein. Ein tolles Alpen-Abenteuer sind Klettersteige.

Die Reisekamera für meine Fotos ist eine Canon Profikompakte*

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